Geschichte

„Rotenberg“ hieß einst der sanfte Hang, der sich vom Uhlberg nach Südosten, Richtung Aichtal hinabzieht. Der Name wird von dem Roten Mergelboden herrühren, dem die Oberamts-beschreibung von 1851 bescheinigte, er eigne sich „vorzüglich für die Weinkultur“. Ein Wermutstropfen für die Filderstädter.

Über Jahrhunderte gehörte dieses Areal nicht zu Bonlanden, sondern zum nahen Neuenhaus. Aber der Reihe nach, in einer Urkunde von 1474 ist, wie das 1970er Heimatbuch mitteilt, erstmals von Weingärten und einer Kelter am Rotenberg die Rede. Damals erhielt der Bonländer Hans Hutzlebrand die Kelter zum Lehen. An die württembergischen Herrscher hatte der Betreiber alljährlich zwei ausgewachsene Hühner – sozusagen als Steuer – abzuführen, außerdem war er verpflichtet, den Bau in Schuss zu halten. Dafür sollte er als Lohn ein Siebzehntel des gepressten Weines erhalten.

Irgendwann in den folgenden Jahrhunderten muss die Gemeinde Bonlanden die Kelter übernommen haben, denn in den Quellen von 1701 wird sie als Besitzer genannt. Einige Jahre später erwies sich das alte Gebäude als baufällig, man errichtete 1718 eine neue Kelter – jenen Bau, den wir noch heute bewundern können. Der Kommune stand nach wie vor der siebzehnte Teil des Press-Ertrags zu. Akkurat verbuchten die Gemeinde-schreiber die flüssige Einnahme, und so kann man auf den Gesamtertrag der Weinberge schließen: 1743 beispielsweise produzierten die hiesigen Wengerter knapp 2000, im Jahre 1750 knapp 4000 Liter Rebensait. Aus jenem Jahr hat sich auch die Kostenabrechnung erhalten. Den größten Posten machte der Lohn für den Kellermeister aus, dazu kamen die Kosten der Beleuchtung, also Kerzen und Tran für die Lampen. Zu Buche schlug auch das traditionelle Keltermahl, bei dem nach getaner Arbeit der Hagmeister, der Gemeindepfleger, der Dorfschütz und die Wengertschützen freizuhalten waren. Nach schlechten Zeiten um 1760/80, in denen die Weinberge für billiges Geld verkauft oder gar verschenkt wurden, legten die Wengerter 1780 bis 1790 den Hang völlig neu an und brachten so einen neuen Schub in das Geschäft. Anno 1832 gingen die 36 Morgen – mehr als 11 Hektar – von Neuenhauser in Bonländer Markung über, gegen eine Entschädigungszahlung natürlich. In den Folgejahren östen die Gemeinde und die einzelnen Weingärtner ihre Abgabe-pflichten dem Staat gegenüber durch Zahlung eines einmaligen Betrags ab. Das an die Kelter angebaute Weinzehnthäuschen, wo die Steuern einst in Ware, später in Geld zu entrichten waren, brauchte man nun nicht mehr, der Staat veräußerte es 1853 an die Gemeinde. Aus der Mitte des

19. Jahrhunderts berichtet die Oberamtsbeschreibung, welche Sorten hier gehegt wurden – und welche Wertschätzung der hiesige genoss: Es „werden meist Silvaner, weniger Elbener, Gutedel und Welsche (=Trollinger) gezogen, die einen guten sogenannten Schiller liefern, dessen Preis sich so hoch als der des Stuttgarter Erzeugnisses stellt“. Zweierlei förderte dann den Niedergang des Weinbaues hierorts: Zum einen war der Weinberg durch Realteilung, Teilverkäufe und ähnliches stark zerstückelt: manche Güter maßen gerade noch 4 Ar. Zum anderen machten Rebkrank-heiten, wie der Echte und der Falsche Mehltau den Wein-gärtnern zu schaffen; vor allem nach nassen Sommern fiel die Ernte manchmal ganz aus.

Zum letzten Mal erfährt man 1899 Genaues: Die Gemeinde erhielt für Kelterbenützung 220 Liter Traubenmost, den sie für ganze 73 Mark verkaufte. In den ersten Jahren des 20.

Jahrhunderts wurden die Weinberg-parzellen nach und nach aufgegeben. Ihre terrassierte Anlage lässt sich auch heute noch gut erkennen, auch blieb das eine oder andere „Weingerthäusle“ erhalten. Die klimatisch so begünstigte Uhlberghalde ist inzwischen zu einem Schreber-gartengebiet geworden, in dem Obst besonders gut gedeiht. Die Kelter ist heute im Besitz der Stadt Filderstadt. Im Jahr 1966 gelang es dem Schwäbischen Albverein Bonlanden, unter dem damaligen Vereinsvorstand Fritz Pommer, eine Genehmigung zu erwirken die Kelter als Vereinsheim auszubauen. In vielen hundert Arbeitsstunden wurde die Kelter zu einem schmucken Wanderheim umgebaut. Wobei die Außenfassade nicht verändert wurde, nur im Innenbereich waren vielfältige Anpassungen nötig. Im Jahre 1969 wurde der erste Pachtvertrag mit der Gemeinde Bonlanden unterzeichnet. Heute zählt die Kelter zu einem beliebten Ausflugsziel und wird an einigen Sonn- und Feiertagen von den Mitgliedern bewirtschaftet.